Visualisierung mit „Transformation Canvas“

Visualisierung mit „Transformation Canvas“

 
03. Mai 2022

Die beste Zeit, unternehmerisch zu wachsen, war immer nach einer Krise. Der Aufbruch betrifft auch Geschäftsmodelle, organisationale Strukturen und Führungsverhalten. Ein „Transformation Canvas“ kann helfen, die Prozesse für alle sichtbar zu machen.


Die Corona-Krise hat das Handeln vieler Unternehmen grundlegend verändert. Weitläufig hat sich gezeigt, wie wertvoll die Mitarbeiter:innen wirklich sind und wie engagiert und verantwortungsvoll sie agieren, wenn man sie unternehmerisch miteinbezieht und tatsächlich selbstorganisiert arbeiten lässt. Agilisierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung legen weiter an Tempo zu. All das wird auch die organisationalen Strukturen in den Unternehmen verändern.

Post-Corona braucht ein „Company Redesign”

Für die Post-Corona-Zeit wird es nicht reichen, nur an ein paar Stellschrauben zu drehen. Vielmehr ist ein „Company Redesign“ unabdingbar, um mit den Ungewissheiten einer sich immer schneller verändernden Zukunft Schritt halten zu können. Ein zentrales Element hierbei ist Partizipation, also die aktive Beteiligung aller im Unternehmen. Dazu braucht es umfassende Mitgestaltungsmöglichkeiten – und Transparenz.

Die fortlaufende Visualisierung von Maßnahmen und Tätigkeiten ist in operativen Bereichen schon länger Usus: Pinnwände, Whiteboards und Kanban-Boards sind Beispiele dafür. Ergänzt wird dies um ein Tool, das strategische Vorgehensweisen auf einer einzigen Seite darlegt. Es ist als „Business Model Canvas“ bekannt geworden. Auf dieser Basis lässt sich auch ein Transformation Canvas erstellen.

Der Ursprung der Visualisierung durch ein Canvas

Die Idee, für die Entwicklung von Geschäftsmodellen ein Canvas, also eine Leinwand, zu nutzen, geht auf den Schweizer Business-Strategen Alexander Osterwalder zurück. Kernpunkt ist die Visualisierung auf einer kompakten Übersichtsseite, wodurch im Gegensatz zum langatmigen und textlastigen klassischen Business-Plan alles Wesentliche auf einen Blick sichtbar wird. So hilft diese Methode, sich strukturiert von einer Grundidee bis zum fertigen Geschäftsmodell vorzuarbeiten. Sie hat sich zu einem weltweiten Standard für Startups entwickelt und wird mittlerweile auch von großen Marktplayern eingesetzt.

Wie ein „Transformation Canvas“ aufgebaut wird

Für eine übersichtliche Illustration der wesentlichen Schritte des organisationalen Transformationsprozesses habe ich auf Basis des Osterwalder-Modells ein abgewandeltes „Transformation Canvas“ entwickelt. So können auf einem einzigen großen Board, am besten im DIN-A0-Format (84,1 x 118,9 cm), die einzelnen Aktivitäten und die dazugehörigen Überlegungen festgehalten und jederzeit gemeinsam mit den Beteiligten bearbeitet werden.

Dazu werden zunächst die Ziele des Transformationsprojekts definiert. Dann werden die dazugehörigen Chancen und Risiken analysiert und auf Haftzetteln festgehalten. Hiernach werden die Maßnahmen bestimmt, die zum Projekt gehören. Anschließend werden die Umsetzungsaufgaben gelistet. Das Monitoring beschreibt Messzahlen, Verantwortliche, Zeitachsen und Ergebnisse. Vor den Augen aller entsteht so offen und transparent ein stets wandelbares Gesamtbild mit den dazugehörigen Elementen.

Zum Start maximal fünf Maßnahmenfelder befüllen

Die Anzahl der Transformationsvorhaben muss überschaubar bleiben, Aktionismus sorgt nur für Verzettelung. Zum Start empfehle ich maximal fünf Maßnahmenfelder. Die Personen, die an den einzelnen Themen arbeiten, schreiben ihre Ideen und Vorgehensweisen auf Haftzettel und kleben diese in das entsprechende Feld. Die Farbe der Haftzettel folgt einer festzulegenden Systematik, Durchnummerierungen zeigen die Prioritäten. Felder, die zunächst noch nicht in die Bearbeitung gehen, bleiben frei. Die einzelnen Maßnahmen, die einen Transformationsprozess determinieren und somit auf das Canvas gehören, sind von Unternehmen zu Unternehmen verschieden.

TransformationCanvas

Die Anwendungsmöglichkeiten eines Canvas

Das Canvas ist auf vielerlei Weise einsetzbar. Jede Führungskraft kann auf Basis dieser Vorlage für sich selbst ein „Leadership Canvas“ erstellen, um den Weg und die dazu notwendigen Schritte des eigenen Wandlungsprozesses aufzuzeigen. Dieses Canvas wird offen an eine Wand im Büro aufgehängt. Kommen Mitarbeiter:innen, Kolleg:innen oder Leitungspersonen vorbei, kann man den Inhalt diskutieren und bereichern.

Canvases werden also nicht in abgeschotteten elitären Zirkeln entwickelt. Viel ergiebiger ist eine ressortübergreifende Beteiligung über alle Hierarchiestufen hinweg. Machen Sie dabei vor allem die hellsten jungen Köpfe zu engen Beratenden. Die Internetgeneration verändert die Spielregeln in sämtlichen Branchen. Sie definiert unsere Zukunft - und auch den Handlungsspielraum, den die Anbietenden darin haben. Sich von jungen Gedanken, frischen Ideen und ganz neuen Vorgehensweisen durch den Wandel lotsen zu lassen, das macht Sie zu einem Überflieger der Wirtschaft.


Das Buch zum Thema –auch als Hörbuch erhältlich
Anne M. Schüller, Alex T. Steffen
Die Orbit-Organisation
In 9 Schritten zum Unternehmensmodell
für die digitale Zukunft
Gabal Verlag 2019, 312 Seiten, 34,90 Euro
ISBN: 978-3869368993
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Anne M. Schüller
Über
Anne M. Schüller
Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Touchpoint Manager und zertifizierte Orbit-Organisationsentwickler aus.
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