Noch sind wenige Institutionen sowohl international als auch in Deutschland mit dem Thema „Nachhaltige Digitalisierung“ befasst, jedoch rückt dieses immer stärker ins Bewusstsein. Auch wenn die Digitalisierung derzeit lediglich 4% der globalen CO2-Emissionen verursacht, so ist dies der am stärksten wachsende Bereich. Es ist bereits heute absehbar, dass in ca. 5 Jahren sich dieser Anteil verdoppeln wird.
Die Hardware für digitale Endgeräte und Datenzentren hat über den kompletten Lebenszyklus einen Einfluss auf die Umwelt (siehe Abb. 1). Schon der Abbau der Rohstoffe für die Hardware führt in vielen Fällen zu Umweltproblemen in den jeweiligen Abbauländern. Oftmals werden sogar Menschen gezwungen, in die Bergwerke ohne Schutzausrüstung zu gehen und dies zu einem Hungerlohn. Bereits im Jahr 2016 hat die Professorin für Supply Chain Management, Evi Hartmann, auf diese Missstände in ihrem Buch „Wie viele Sklaven halten Sie?“ hingewiesen. Aber auch das Problem mit dem elektronischen Müll ist bis heute nicht geklärt. Der weitaus größte Anteil wird immer noch in Entwicklungsländer verschifft, wo der Abfall erneute Umweltprobleme verursacht.
Die Software hat bei der Nutzung der Hardware einen Einfluss auf die Umwelt. Die Programme, die auf den einzelnen Geräten laufen, sollten ebenfalls energiesparend programmiert werden. Es gibt bereits Unternehmen, die darauf achten, besonders nachhaltig – bspw. mit wenig Kommentaren und wenig Verschachtelungen – zu programmieren. Hier lassen sich bis zu 80% Energieeinsparungen erzielen und dies ohne Verluste bei der Funktionalität.
In den Anfängen der Informatik ging es darum, Menschen bei der Arbeit mit der Hilfe eines Computers zu unterstützen. Damals waren die Rechner nicht miteinander vernetzt. Erst durch die Erfindung des Internets und einer zunehmenden Vernetzung gewinnen Ethik und Moral an Bedeutung. Der Datenaustausch geschieht nicht nur zwischen Computern, sondern auch zwischen Maschinen und Konsumgütern. Durch diese Vernetzung kommen andere Risiken zum Tragen. Dies sind Gefahren wie Datenklau, Cyberangriffe, Tracking, Tracing, Einsatz von KI-Algorithmen zur personalisierten Klassifizierung etc. Sarah Spiekermann hat diese Problematik 2019 in ihrem Buch über „Digitale Ethik“ thematisiert.
Während Konsumenten in Supermarktregalen eine breite Palette und verschiedene Produktvarianten vorfinden, sind Nutzerinnen und Nutzer in der digitalen Welt mit einer zunehmenden Monopolisierung konfrontiert. Gab es zum Beispiel in den 90er-Jahren eine Vielzahl an Suchmaschinen, so hatte Google bereits Anfang des 21. Jahrhunderts das Monopol und ist heute mit einem Marktanteil von über 90 Prozent die dominierende Suchmaschine. Doch nicht nur Google, sondern auch andere Tech-Riesen, beherrschen das Internet. Darunter Apple, Facebook und Amazon. Diese vier Unternehmen haben mittlerweile eine Marktkapitalisierung von sechs Billionen Euro, also ungefähr fünfmal so viel wie der gesamte Dax.
Die meisten Internet-Dienste und -Anwendungen sind kostenlos, zumindest was den Geldeinsatz betrifft. Konsumenten zahlen jedoch mit ihren Daten. In vielen Ländern der Erde sind diese Daten nicht geschützt. Die wenigsten Länder der Erde haben geregelte Datenschutzgrundlagen. Durch Datenschutzgrundverordnungen bzw. der EU General Data Protection Regulation (GDPR) sind zumindest die Daten in Europa geschützt.
Bereits in den Abbau- und Rohstoffländern sollte auf die Einhaltung von Umweltschutzstandards und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen geachtet werden. Modulare Gestaltung, leichte Reparierbarkeit und lange Lebensdauern von Hardware haben einen direkten Einfluss auf die Menge des elektronischen Abfalls. Hier sollten vermehrt Recycling- und Wiederverwendungslösungen umgesetzt werden. Ein vielversprechendes Verfahren bietet der Einsatz von Mikroorganismen wie Bakterien und Algen zum Recycling von Elektroschrott.
Hier befinden wir uns allerdings noch in einem frühen Forschungsstadium. Um dem Problem des zunehmenden Energieverbrauchs bei der Nutzung von digitalen Endgeräten entgegen zu wirken, sollte der Ausbau von erneuerbaren Energien vorangetrieben werden. Schlussendlich müssen zudem der Schutz persönlicher Daten, eine Manipulationsfreiheit und die informationelle Selbstbestimmung national und global gewährleistet sein.