Eine aktuelle Studie zeigt, dass der deutsche Mittelstand die hohe Bedeutung von Agilität bei der Unternehmensführung erkannt hat. Für 68 Prozent der Mittelständler handelt es sich um ein strategisches Thema. Insbesondere „Kultur“ und „Führung“ werden als wichtige Erfolgsfaktoren gesehen.
Agilität ist aus der modernen Unternehmensstrategie nicht mehr wegzudenken. Sie wird von einer dynamischen Unternehmensumwelt getrieben und gefordert, ist also eher reaktiv als proaktiv angelegt. Das haben auch mittelständische Unternehmen erkannt.
Die IUBH Internationale Hochschule hat in Kooperation mit der All for One Steeb AG, der Allfoye Managementberatung GmbH und dem European Institute for Leadership and Transformation 271 Führungskräfte aus Unternehmen verschiedener Branchen und Größen zum Thema „Agile Organisationen im Mittelstand“ befragt. Die Ergebnisse der Studie liefern Antworten auf folgende Fragen:
Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen verfolgt den Ergebnissen zufolge bereits heute eine agile Strategie. Für elf Prozent der Befragten ist Agilität sogar ein dominanter Aspekt in der Unternehmensstrategie. Damit ist das Thema Agilität mit Nachdruck im deutschen Mittelstand angekommen. Es zeigen sich allerdings klare Defizite und Handlungsbedarfe im Detail.
Branchenübergreifend lassen sich deutliche Parallelen bei den Gründen für mehr Agilität erkennen. So haben die Optimierung interner Prozesse, steigender Wettbewerbsdruck und gestiegene Kundenanforderungen in den letzten Jahren den Druck auf mittelständische Unternehmen stark erhöht und erfordern deutliche Veränderungen.
Auch interne Aspekte werden wichtiger. Mitarbeiter müssen einerseits fit für Veränderungen gemacht werden, andererseits darf die Zufriedenheit nicht leider. Agile Führung wird so zu einem Schlüsselfaktor für die Mitarbeiterbindung.
Nicht nur die großen Unternehmen, sondern auch mehr als die Hälfte der befragten kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) sehen beim Thema Agilität akuten Handlungsbedarf: Knapp 58 Prozent der Befragten bewerten agile Unternehmenskultur- und Führung als das relevanteste Themenfeld für die Wettbewerbssicherung in ihrem Unternehmen.
Für mehr als die Hälfte der Befragten spielt die Kundenzentrierung eine wichtige oder sogar sehr wichtige Rolle. Agile Tools und Methoden hingegen zeigen die geringste Relevanz im Umfeld der agilen Organisationen.
Mit Blick auf die unterschiedlichen Branchen werden sektorale Unterschiede sehr deutlich: Knapp 74 Prozent der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes haben Agilität in der Unternehmensstrategie verankert, in Handel und Dienstleistung sind es nur 64,7 Prozent. Auffällig ist, dass im Verarbeitenden Gewerbe die Themen Eigenverantwortung (68 Prozent) und Selbstorganisation (58,5 Prozent) deutlich über diesen Werten im Handel mit 50,9 Prozent bzw. 31,4 Prozent liegen.
Bei einem Drittel der befragten Unternehmen ist der Hemmschuh für die Durchführung strategischer Agilitätsprojekte der mangelnde Mut zur Fehlerkultur. Während 68 Prozent der „agilen“ Unternehmen die ständige Weiterentwicklung vorlebt, liegt dieser Wert bei den „Agilitäts-Agnostikern“ bei lediglich 21 Prozent. Ähnlich verhalten sich diese Werte bei den Themen Feedback-Kultur (52 zu 12 Prozent), Lernen (66 zu 25 Prozent) oder offenes Miteinander (64 zu 26 Prozent).
Um diese Lücke zu schließen, ist ein Bewusstseinswandel vom Top Management bis hin zu jedem einzelnen Mitarbeiter unumgänglich. Es gilt, die erforderlichen Rahmenbedingungen für einen offenen Umgang mit Fehlern zu schaffen, um mittelständische Unternehmen für die Zukunft agiler zu gestalten. Agilität bedeutet unter anderem, Mitarbeitern Vertrauen zu schenken, eine offene Kommunikation in der Organisation zu pflegen und sich auf ein gemeinsames Ziel zu verständigen.