Professionelle Veranstaltungen, mit hunderten bis tausenden Privat- und Fachbesuchern; ausgelassene Feiern; angeregter Austausch auf persönlicher Ebene, wie vor der Corona-Pandemie, wird es aktuell b.a.w. in dieser Form nicht geben.
Die Event- und Veranstaltungsbranche ist in Deutschland mit einer der größten Ar-beitgeber. So sind bis zur Ausbreitung der Corona-Pandemie im März 2020 in 25.000 Betrieben über 1,5 Mio. Menschen beschäftigt . Das Spektrum reicht von Privatveranstaltungen bis hin zu Messebau. Obwohl in den Jahren 2015 bis 2019 ein Veranstaltungsrückgang von 3,06 auf 2,89 Mio. (-6 Prozent) zu verzeichnen war, ist die Anzahl der Teilnehmenden stetig gestiegen. Waren es in 2015 noch 393 Mio. Teilnehmer, stieg diese Zahl auf 423 Mio. in 2019 an (+7 Prozent). 15,9 Prozent dieser Teilnehmer kamen aus dem Ausland.
Deutschland belegt mit 150 Mio. Teilnehmern im Business-Bereich im internationalen Vergleich den dritten Platz hinter den USA und China. Dieses Wachstum der Teilnehmerzahlen lässt sich u.a. auf innovative Konzepte von Groß- und Messeveranstaltern zurückführen: Inhalte von Messeständen wurden persönlicher, der Faktor Nachhaltigkeit rückte in den Vordergrund und neue interaktive Technologien (Stichwort: Gamification) sowie die Integration von Social Media spielten eine große Rolle bei der Attraktivität für die Teilnahme von Besuchern.
So generierte die gesamte Veranstaltungsbranche in 2019 einen Umsatz von knapp 130 Mrd. € und ist damit auf Platz 6 der umsatzstärksten Branchen deutschlandweit. Ohne die Auswirkungen der Pandemie ließe sich so anhand der Datenaggregation aus den vergangenen Jahren eine Abnahme der Veranstaltungen von 1,4 Prozent mit einer gleichzeitigen Zunahme der Teilnehmenden von 1,87 Prozent für das Jahr 2021 prognostizieren. Zur Steigerung dieses Qualitätsfaktors sollten Etats für Messen in den nächsten zwei Jahren um 3 Prozent erhöht werden. Weitere Internationalisierung durch Messeaussteller, vor allem aus Asien und multimediale Messen, waren angedacht.
Die Zukunft der Gesamtbranche sah vielversprechend aus – doch die Tage nach dem ersten Lockdown führten zu einem massiven Hangover!
Fast 100 Prozent der Mitarbeiter wurden im März in Kurzarbeit geschickt, es wird von Umsatzeinbrüchen bei einigen Versanstaltern – besonders bei Festivals und Messen – von 100 Prozent ausgegangen, alle physischen Messen wurden bis September abgesagt (61 Prozent aller Messen in 2020) und kleinere Veranstaltungen können nur unter strengen Auflagen stattfinden. Die Experten gehen davon aus, dass 90 Prozent der Veranstaltungsunternehmen von den Auswirkungen betroffen und hunderttausende Arbeitsplätze in Gefahr sind. Alleine im Bereich der Messen wird mit gesamtwirtschaftlichen Folgen von 19,3 Mrd. € gerechnet, was 3,1 Mrd. € weniger Steuern ausmacht.
Ebenso sind 160.000 Arbeitsplätze bedroht. Die Veranstaltungen und Messen, die dennoch wieder stattfinden, müssen sich an strenge Auflagen und Hygienekonzepte der Gesundheitsämter halten. Neben den bekannten Auflagen aus dem öffentlichen Raum, wie 1,5 m Abstand, regelmäßigem Desinfizieren und Hygieneschutzwänden, sind Mechanismen, wie Vorabregistrierung per App (Beteiligungsregister), Terminvereinbarungsmanagement vorab, digitale Angebote statt Faltblätter und Verzicht auf Giveaways, ein Teil des Messeerlebnisses.
Für Betreiber von Musik- und Nachtclubs, die gänzlich schließen müssen, sofern sie kein geeignetes Outdoor-Konzept anbieten können, stehen Förderprogramme bereit, die bis zu 90 Prozent der Gesamtausgaben der betroffenen Einrichtungen übernehmen.
Besonders kleine Unternehmen, die eher weniger Rücklagen haben und solche, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass deren Veranstaltungstypen, wie z.B. Festivals, über einen längeren Zeitraum nicht stattfinden können, sind von Insolvenzen betroffen. Alleine 2020 wird daher von einem wirtschaftlichen Schaden von 3 Mrd. € und einem Abbau von 24.000 Arbeitsplätzen gerechnet.
Im Bereich von Messen wird allerdings aufgrund der Verschiebung aus 2020 auf 2021 mit einem plus von 15-25 Prozent der Veranstaltungen gerechnet. Allerdings dämpfen erhebliche Vorlaufzeiten, geringere Besucherzahlen aufgrund von Hygienemaßnahmen, höhere Kosten des Verbraucherschutzes und der Verzicht auf Veranstaltungen in den kalten Monaten die Stimmung. Um dem Kater zu entfliehen: wie könnten nun Handlungsempfehlungen für zukünftige Events und Veranstaltungen aussehen?
Die derzeitige Lage der Corona Pandemie und die damit verbundenen Hygieneauflagen zwingen die Veranstalter die Konzepte der Regierung gegen Corona umzusetzen. Messen werden bereits z.T. als Hybridveranstaltungen umgesetzt. Besucher entscheiden, ob Sie vor Ort sein oder digital teilnehmen wollen. Dieses Konzept könnte durch eine komplette virtuelle Abbildung des Veranstaltungsorts bzw. des Messegeländes digital umgesetzt werden, Vorträge werden per Cam zugeschaltet, die Kommunikation mit Interessengruppen, die nicht vor Ort sind, könnte über über Terminals erfolgen. Als positiver Nebeneffekt können so einfacher und effizienter internationale Besucher für den Besuch begeistert werden.
Eine Vergünstigung der digitalen im Vergleich zur physischen Teilnahme könnte als Incentivierung dienen. So könnte auch auf mehr Fläche verzichtet und bspw. mehrere Veranstaltungen und Messen parallel an einem Standort stattfinden. Digitale Meeting- und Aufenthalts- sowie Gruppenräume könnten als Socialising-Aspekt das Erlebnis abrunden. Eine weitere mögliche Alternative könnte darin bestehen die Veranstaltungen und Messen über einen längeren Zeitraum durchzuführen, um so annähernd eine adäquate Besucherzahl wie vor Corona zu erreichen und gleichzeitig den Hygienestandards zu entsprechen. Um die Mehrkosten zu kompensieren, sind Zuschüsse seitens des Bundes denkbar und teilweise auch notwendig.
Der Hangover wird für die Event- und Veranstaltungsbranche bis zum Ende der Pandemie anhalten. So schmerzlich es klingt: Die Eventbranche war zuerst und am härtesten betroffen und wird auch am längsten davon betroffen sein. Nur wenige Event- und Veranstaltungsunternehmen werden aufgrund der derzeitigen und anhaltenden Lage überleben. Viele kleine werden vermutlich Insolvenz anmelden oder im besten Falle von den großen, ausdauernden und finanziell starken Playern am Markt geschluckt werden.
Derzeit werden weitere Förderprogramme seitens der Länder und des Bundes geschnürt. Die nähere Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass diese Finanzhilfen aus manigfaltigen Gründen nur bedingt genutzt wurden. So gilt also: viel Wasser trinken; in Alternativen denken und hoffen, dass die Kopfschmerzen bald ein jehes Ende finden. Eines der wichtitigesten Kopfschmerzmittel sollte uns aber Allen bewusst sein – Die Hoffnung auf ein Abklingen darf nicht schwinden. Denn sich treffen, feiern und austauschen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft – The Party must go on – and the Party will go on!