Digitalisierung klargemacht – Bildung als Grundlage – Interview

Digitalisierung klargemacht – Bildung als Grundlage – Interview

 
08. April 2019

Immer mehr Unternehmer der sogenannten KMU´s erkennen, dass an der Digitalisierung ihrer Unternehmen kein Weg vorbei führt. Die Grundlagen erfolgreicher digitaler Transformationsprozesse liegen bei gut ausgebildeten Mitarbeiter/innen.

Wir sind in einer Phase eines Veränderungsprozesses im deutschen Mittelstand angekommen, in der wir nicht mehr über das „ob wir Digitalisierung umsetzen wollen“, diskutieren müssen, sondern nur noch über „wie machen wir das am besten vor Ort“ sprechen, so Matthias Leimpek, Geschäftsführender Gesellschafter des privaten Hochschulanbieters Business Campus Lahn (BCL).

Digitale Weiterbildung ist die Grundlage für eine erfolgreiche digitale Transformation

Die Verantwortlichen des Business Campus Lahn haben sich in den letzten Monaten gemeinsam mit zahlreichen Unternehmern und Dozenten intensiv mit der Frage beschäftigt, wie dieser notwendige Transformationsprozess in der Breite der mittelständischen Wirtschaft gelingt und welche Rolle die Weiterbildung dabei spielt.

Transformations-Magazin: Herr Leimpek, wie haben Sie und Ihr Team sich in den letzten Monaten mit dem Thema der Umsetzung der Digitalisierung beschäftigt?

Matthias Leimpek: Die Grundidee des BCL basiert auf den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung. Ein von Zeit und Raum unabhängiges Lern- und Weiterbildungsangebot für Berufstägige auf internationalem Niveau war die Initialzündung für die Gründung des BCL. Deshalb haben wir dieses Thema „Umsetzung der Digitalisierung“ seit einigen Jahren in der intensiven Beobachtung und Beschäftigung. Jetzt geht es ans Umsetzen unserer Erkenntnisse! Wir haben in vielen Branchen intensiv zugehört und Verstehen gelernt, was Digitalisierung wirklich bedeutet und das nicht nur im fernen Silicon Valley sondern vor Ort in den Regionen, wo unsere mittelständische Wirtschaft verankert sind. Wir haben die Produktionsfaktoren für erfolgreiche Transformationsprozesse im Detail analysiert. Dieser Prozess ist nun erfolgreich abgeschlossen; jetzt geht es ans Umsetzen vor Ort und genau da sind wir gefordert.

Eine Strategie ist immer nur so wertvoll, wie deren erfolgreiche Umsetzung vor Ort.

Matthias Leimpek - Inhaber der Matthias Leimpek Unternehmensberatung

Matthias Leimpek ist Geschäftsführender Gesellschafter des Business Campus Lahn und Inhaber der Matthias Leimpek Unternehmensberatung.

Transformations-Magazin: Und gerade der Business Campus Lahn will einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Digitalisierung in Deutschland leisten?

Matthias Leimpek: Ja – wir wollen breiten Schichten von Berufstätigen grundlegend und praxisnah zu den Wirkungen und Auswirkungen der Digitalisierung schulen. Bedenken Sie bitte, wir alle können nur das bewältigen und managen, was wir wirklich verstanden haben. Daher lehren wir Digitalisierung und digitale Geschäftsmodelle wirklich zu verstehen.

Aus vielen Projekten wissen wir, dass Digitalisierung zuerst einmal Geld kostet und Grundlagenwissen zur Digitalisierung erfordert.

nd: jeder versteht unter Digitalisierung etwas anderes. Hier gilt es auch, Befürchtungen und Ängste abzubauen und Chancen zu entdecken. Deshalb bietet der BCL schon seit seiner Gründung 2016 einen „Digital Business Manager“ an.
Transformations-Magazin: Bildung als Beschleuniger der Digitalisierung?

Matthias Leimpek: Genau! Ich darf Ihnen auch wieder zwei Beispiele nennen. Die Elektrifizierung in Deutschland vor ca. 100 Jahren ist rückwirkend im globalen Vergleich sehr erfolgreich gelaufen, weil es damals gelungen ist, die Wirkungsweise der Elektrifizierung und die Nutzenstiftung breiten Bevölkerungsschichten zu vermitteln. Daraus sind auch damals neue Geschäftsmodelle entstanden und Manufakturen lernten, die Elektrifizierung erfolgreich in ihre Produktionsprozesse einzusetzen.

Es ist historisch anhand der Elektrifizierung belegbar, dass es Bildung und konkretes Umsetzungs-Wissen war, was den Umsetzungs-Erfolg und den damit einhergehenden Wohlstand erst möglich hat.

Transformations-Magazin: Was sind Ihre Erkenntnisse und nächsten Schritte in Bezug auf die Umsetzung der Digitalisierung?

Matthias Leimpek: Wir wissen, dass eine Evolution der Bildung in Bezug auf Inhalte und Lehrmethoden notwendig ist. In einem sich rasch wandelnden Umfeld müssen Lehrinhalte angepasst werden und Grundlagen der Wirkung und Auswirkung der Digitalisierung gelehrt werden. Wer über das „Morgen“ spricht, muss das „Heute“ verstanden haben. Nur wer Basiswissen und Grundlagen der Digitalisierung und deren Wirkungen verstanden hat, kann komplexe Fragestellungen einordnen und kreativ weiterentwickeln und neue digitale Geschäftsmodelle erschaffen und managen. Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Problem der zeitnahen Umsetzung vor Ort in Berufsschulen und Unternehmen. Aktuelle Zahlen und Trends des Arbeitsmarktes zeigen einen deutlichen Fachkräftemangel, der die Umsetzung der Digitalisierung in unserem Land hemmt. Ohne Menschen und gut ausgebildete Fachkräfte wird die erfolgreiche digitale Transformation nicht gelingen. Dieser Fakt ist mit Blick auf die bisher erfolgreiche wirtschaftliche Umsetzung der vergangenen Megatrends nachweisbar. Zukünftiger wirtschaftlicher Erfolg wird von der erfolgreichen Umsetzung der Digitalisierung abhängen!

Transformations-Magazin: Herr Leimpek, wo endet aus Ihrer Sicht die Digitalisierung?

Matthias Leimpek: Zunächst glaube ich, dass noch kein Ende absehbar ist. Die Elektrifizierung hat ja auch nicht irgendwann aufgehört. Allgemein glaube ich, dass Technik und Prozess dann ihre Grenzen finden, wenn Menschen das Ergebnis nicht akzeptieren, oder es wirtschaftlich keinen Vorteil bringt. Und genau da setzen wir mit unseren Bildungsprogrammen zur Umsetzung der Digitalisierung an. Digitalisierung nicht als Selbstzweck, sondern zur nachhaltigen Nutzenstiftung für unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Dieses zu erkennen und zu lehren, ist unser Beitrag als Business Campus Lahn.

Transformations-Magazin: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!

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Dr. Peter Lender
Über
Dr. Peter Lender
Dr. Peter Lender ist geschäftsführender Gesellschafter der DIGUM GmbH, DIN-ISO-zertifizierter Nachhaltigkeitsmanager und Entwickler des DigitalisierungsAudits sowie von zahlreichen Plattformen und Ökosystemen. Als zertifizierter Sanierungsberater (IFUS-Institut) ist er u.a. Mitbegründer der Geschäftsmodell-Werkstatt, sowie der DigitalisierungsAkademie. Zuvor befasste er sich mit dem Aufbau und der Positionierung von Kunden-Service und User Experience im Rahmen der Transformation von Geschäftsmodellen. Er ist Autor von Fachbüchern und Herausgeber des T4Magazins. In Konstanz hat er hat Volkswirtschaft und in Kiel Agrarökonomie studiert und anschließend als Doktor der Agrarwissenschaften promoviert. Er ist außerdem Diplom Bankbetriebswirt (ADG).
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