Digitale Geschäftsmodelle–Heilsbringer für den Mittelstand?

Digitale Geschäftsmodelle–Heilsbringer für den Mittelstand?

 
11. November 2019

Das Geschäftsmodell ist das Herzstück eines jeden Unternehmens. Innovative Konkurrenten, Veränderungen in den Kundenbedürfnissen erfordern es, bestehende Geschäftsmodelle zu überdenken und an die veränderte Marktsituation anzupassen.

Das Thema Digitalisierung ist allgegenwärtig in unserem Leben und insbesondere im Bewusstsein der Unternehmer angekommen. Begriffe wie Big Data, The Internet of Things und Croudsourcing sind hierbei nur eine kleine Selektion an Buzzwords, die zunehmend auch im öffentlichen Diskurs an Bedeutung gewinnen.

Wer hierzu die Presseberichte der vergangenen Monate betrachtet hat, dem fällt auf, dass sich am technologischen Wandel die Geister scheiden.

Glaubt man an das digitale Wirtschaftswunder, dann bietet die Digitalisierung ein Potential das noch lange nicht ausgeschöpft ist. Jedoch gibt es auch Digitalisierungs-Gegner die das Ende der Arbeit und den Wegfall ganzer Branchen prognostizieren. Eine Studie aus Oxford besagt, dass fast die Hälfte aller Berufe im Zuge der Digitalisierung wegfallen könnten und dementsprechend zahlreiche Firmen Konkurs anmelden müssten.

Einhellige Meinung ist, dass die Auswirkungen des digitalen Fortschritts auf mittelständische Unternehmen nicht eindeutig vorhersehbar sind. Historisch betrachtet, hat der technische Fortschritt Arbeit häufig überflüssig gemacht. Jedoch sind an anderen Stellen neue Branchen und Arbeitsplätze entstanden.

Ein Blick zurück

Einst war es die Industrialisierung, dann die Globalisierung und heute ist es die Digitalisierung, die den Druck zu Veränderungen in Unternehmen oder gar ganzen Branchen erzwingt. Unternehmen und Institute mussten und müssen sich permanent den sich wandelnden Gegebenheiten anpassen. In der Industrialisierung war es der technische Fortschritt der Automatisierung, der eine größere Produktionsmenge, damit mehr Absatz und als Ergebnis einen höheren Wohlstand ermöglichte.

Die Globalisierung fungierte als Türöffner sowohl für die Wirtschaft als auch die Gesellschaft. So ermöglichte Sie, neue Märkte zu erschließen, die Geschäftstätigkeiten auszuweiten und neue Mitarbeiterressourcen gewinnen zu können. Darüber hinaus ergaben sich völlig neue Möglichkeiten z.B. auch für Tourismus und Forschung etc.

Alles wird zur App?

Zahlreiche Ökonomen und Zukunftsforscher, die sich intensiv mit den Folgen der Digitalisierung beschäftigen, glauben, dass es diesmal mehr Verlierer als Gewinner geben wird.

Der Co-Autor des Buchs „Dematerialisierung – Die Neuverteilung der Welt in Zeiten des digitalen Darwinismus“, Karl-Heinz Land, spricht von einer „Dematerialisierung“ des gesamten Produktionsprozesses. Land gibt hierbei Denkanstöße und fragt „Was geschieht, wenn alles zur App wird?“. Seine Prognose: Ein großer Teil der Wertschöpfungskette wird überflüssig.

Ein passendes Beispiel der bereits initalisierten „Dematerialisierung“ ist die Herstellung von Schlüsseln. Moderne Gebäude verfügen bereits sein längere Zeit häufig nicht mehr über einen „klassischen“ Schlüssel. Wer möchte der kann heute seine Wohnungstür mittels App und Smartphone öffnen. Hier entfällt erstmals die eigentliche Produktion des Schlüssels, gefolgt von der Herstellung der Produktionsmaschinen, dem Vertrieb und der dazugehörigen Dienstleistung.

Egal welchen Studien, Experten und Prognosen man glaubt, als mittelständisches Unternehmen sollte man das Thema Digitalisierung sicherlich ernst nehmen und überlegen, wie krisensicher das eigene Produkt oder Dienstleistung wirklich ist. Falls hierbei Zweifel aufkommen sollten, dann ist es durchaus ratsam, Zeit und Mittel aufzubringen, um ein weiteres Standbein aufzubauen und sich dem Thema „digitales Geschäftsmodell“ im Sinn der Umsetzung des Digitalsierungsgrades 3 zu widmen.

Digitale Geschäftsmodelle

Der folgende Abschnitt geht exemplarisch auf die bekanntesten digitalen Geschäftsmodelle ein.

E-Commerce

Das bekannteste digitale Geschäftsmodell ist das E-Commerce-Modell. Es überträgt Das klassische Offline-Modell des Handels wird hier samt materieller Güter in das World Wide Web übertragen. Mittlerweile sind viele Unternehmen aus dem stationären Handel dem nachgekommen und Vertreiben ihre Waren online.

Plattformen

Die erfolgreichen Geschäftsmodelle im heutigen Zeitalter sind digitale Plattformen, also Marktplätze auf dem sich Käufer Produkte diverser Anbieter online anschauen, bewerten, vergleichen und erwerben können (Brugger, 2019). Dies alles mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit respektive Bequemlichkeit: Schnell und einfach, direkt vom heimischen Sofa aus. Die allgemein bekanntesten Unternehmen und Ihre Plattformen sind Amazon, Spotify, ImmobilienScout24, Expedia, Zalando im B2C Bereich oder AXOOM sowie Mercateo im B2B Segment.

Freemium

Ein bekanntes Beispiel für das Freemium-Modell ist Dropbox. Basisleistungen sind gratis Verfügbar und werden dem Kunden schmackhaft gemacht. Zusatzleistungen wie ein größerer virtueller Speicherplatz, sind allerdings extra Leistungen, die in einer bezahlten Premiumvariante verfügbar sind.

Subscription

Das Subscription Modell zielt darauf ab, dass Kunden einen Service oder ein Produkt mittels monatlichen Beiträgen bezahlen. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist das klassische Zeitungs-Abonnement. Dieses Modell lässt sich mit digitaler Technologie auf unzählige Produkte und Services übertragen (Netflix).

Pay per Use

Ein bekanntes Beispiel für diese Modell ist der Carsharing-Dienst. Hier zahlen Kunden nur für die Zeit der Nutzung des Produkts. Umsätze sind dementsprechend schwerer zu kalkulieren als beim Subscription-Modell. Allerdings kommt dieser On-Demand-Service bei Kunden momentan sehr gut an (E-Scooter).

Der Weg zum passenden Geschäftsmodell

Wer selbständig das passende Geschäftsmodell finden möchte, dem ist empfohlen das Buch „Geschäftsmodelle entwickeln“ von Oliver Gassmann Michaela Csik und Karolin Frankenberger zu lesen. Hier wird beschrieben, dass rund 90% der Geschäftsmodellinnovationen Rekombinationen von Elementen von bereits bestehenden Geschäftsmodellen sind. ​Wichtig ist dabei das Prinzip „Kapieren geht vor Kopieren“.

Ein Geschäftsmodell ist allerdings kein isoliertes Konstrukt sondern ein komplexes Geflecht unterschiedlicher Wirkungsbeziehungen, dass sich in ständiger Wechselwirkung mit dem Ecosystem des Unternehmens befindet. Die Wirkungen und Wechselwirkungen lassen sich am besten in Form von 6 „W“-Fragen skizzieren und beantworten.

Fazit:Digitalisierungsdruck ist verkraftbar

Wenn ein mittelständisches Unternehmen ein erfolgreiches und zukunftsfähiges „analoges“ Produkt oder Dienstleistung produziert und vertreibt, dann ist der Druck, der durch das Digitalisierungspotential entsteht, verkraftbar.

Bestehen hier aber Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des eigenen analogen Produkts oder Dienstleistung, dann sollte man sich nicht davor scheuen, den „Exploration Gang“ einzulegen. Zahlreiche Konzerne und Hidden Champions haben dies bereits getan.

Wer die Notwendigkeit erkennt sein bestehendes Geschäftsmodell zu überdenken, hat die Möglichkeit im Rahmen einer Veranstaltung der FORTSCHRITT GmbH am 18.11.19 ab 18:00 Uhr in FfM neue Impulse zu erhalten. Details finden Sie hier.

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Dr. Markus Oliver Heidak
Über
Dr. Markus Oliver Heidak
Dr. Markus Oliver Heidak ist Senior Consultant bei der #FORTSCHRITT GmbH. Seine Hauptaufgaben sind: Markteintrittsstrategien (B2B), Marktanalyse, strategische B2C-Einzelhandelsentwicklung, agiles Projektmanagement, Kooperationspartnernetzwerk, Geschäftsmodelle, Produkt-QS, CRM, Expansion und Geschäftsentwicklung
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