Der Prozess der Nachhaltigkeits-Berichterstattung

Der Prozess der Nachhaltigkeits-Berichterstattung

 
16. Mai 2023

Die Erstellung eines ersten validen Nachhaltigkeitsberichtes erfordert den Vorlauf von mehreren Monaten. Inhalte und Verantwortlichkeiten müssen präzise abgestimmt und Daten müssen erhoben werden.

Nachhaltigkeit ist bereits heute ein wesentlicher Bestandteil einer Unternehmensstrategie und Aufgabe der Unternehmensführung. Der Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichtes liegt neben einer Ist-Analyse und Wesentlichkeitsmatrix, eine zukunftsgerichtete Nachhaltigkeitsstrategie zugrunde. Grundlage dafür sind die Identifizierung, Erhebung und Auswertung von relevanten Daten. Sofern bisher keine Bemühungen diesbezüglich unternommen wurden, müssen Systeme, Werkzeugen und Prozesse eingeführt werden, um dies zu bewerkstelligen. Die Planung und Zusammenarbeit von Verantwortlichen aus allen Unternehmensbereichen sind dafür unerlässlich und oftmals komplex.

Ausgangspunkt ist immer eine intensive Auseinandersetzung mit der Bedeutung von nachhaltiger Entwicklung sowie ein gemeinsames Verständnis und Zielbild. Ein Nachhaltigkeitsbericht, ganz gleich, ob er im Rahmen einer gesetzlich geregelten Verpflichtung oder auf freiwilliger Basis erstellt wird, hat wichtige Funktionen: Herstellung von Transparenz sowie Verantwortungs- und Risikobewusstsein, um Unternehmungen und Organisationen eine erweiterte Entscheidungsgrundlage und Maßstab für den Erfolg ihrer zukünftigen Geschäftstätigkeiten zu geben.

Verteilung von Verantwortlichkeiten

Zunächst müssen alle relevanten innerbetrieblichen Parteien, Abteilungen und Personen zu dem Thema Nachhaltigkeit informiert und sensibilisiert werden. Eine gesonderte Nachhaltigkeitsabteilung, die nur Daten abfragt, scheitert oftmals an der Optimierung und Umsetzung der Verbesserungsvorschläge und -maßnahmen.

Oftmals lassen sich nur mit der Expertise aus den einzelnen Bereichen die benötigten Informationen identifizieren, bewerten und Lösungsansätze entwickeln. Die Managementebene ist darüber hinaus für die Verankerung in der Unternehmensstrategie und die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen verantwortlich. Ein durch externe Experten orchestriertes Netzwerk von internen Verantwortlichen hat aus Erfahrung die bisher besten Umsetzungsergebnisse erbracht.

Innerbetriebliches Nachhaltigkeitsteam

Das innerbetriebliche Nachhaltigkeitsteam muss sich über die vorgegebenen Standards informieren und die Erkenntnisse zur Auswirkung des Unternehmens auf seine Umgebung in Form von validen Daten dokumentieren. Folgende Themen sind in dem Zusammenhang u.a. zu berücksichtigen: Ressourcenschutz, Emissionsverbrauch, Lieferkettenmanagement, zukunftsfähige Geschäftsmodelle, Risikoabsicherung u.a. in Bezug auf den Klimawandel, Biodiversität, soziale Verantwortlichkeit und gute Arbeitsbedingungen zur Mitarbeiterbindung.

Nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, kann ein aussagekräftiger, gesetzeskonformer und vollständiger Nachhaltigkeitsbericht entstehen und eine realistische Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt werden. Letzteres ist vor allem für das verantwortliche Management wichtig, da langfristige Ziele gesteckt werden müssen, die die Nachhaltigkeitsziele der EU unterstützen und um die nachhaltige Wirtschaftlichkeit auch in Zukunft absichern zu können.


Datenerfassung und -Analyse

Es ist wesentlich, dass die Quellen der quantitativen und qualitativen Daten sorgfältig geprüft werden und sichergestellt wird, dass sie verlässlich und jederzeit von einem externen Prüfer nachvollzogen werden können. Darüber hinaus müssen laufende Bemühungen zur Verbesserung und „große Stellhebel“ überwacht und herausgestellt werden. Dies bedeutet eine Überprüfung der verfügbaren Datensätze im Zeitablauf, deren Interpretation hinsichtlich des Kerngeschäftes und Vergleiche mit Benchmarks oder anderen Maßstäben.

Die Einzigartigkeit von Branchen, Unternehmen, Organisationen und Prozessen verlangt oftmals nach individuellen Lösungen für die Kennzahlen und Dokumentation der nachhaltigen Entwicklung. Es gibt keine externe inhaltliche Bewertung des Nachhaltigkeitsberichtes, die besagt, welche Ziele und Strategien richtig oder falsch sind. Lediglich eine Prüfung der Validität und Vollständigkeit der Datenangabe ist möglich. Langfristig wird verglichen, welche angegebenen Ziele umgesetzt wurden, und ob ein Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen nachhaltigen Transformation geleistet wurde.

Neben den gesetzlichen Anforderungen gilt es Branchentrends, Umweltveränderungen und die Erwartungen der Stakeholder zu berücksichtigen. Wenn dies konsequent umgesetzt wird, kann oftmals Mängeln oder Vermerken bei einer späteren externen Prüfung vorgebeugt werden. Teilweise ist es sinnvoll, bereits bei der Phase der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichtes externe Prüfer:innen einzubinden.

Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit

Ein Nachhaltigkeitsbericht muss die drei Säulen der Nachhaltigkeit, Umwelt, Soziales und Unternehmensführung verbindlich abdecken. Es ist wichtig, sich bei den Nachhaltigkeitsberichterstattungen und -bemühungen auf die Themen zu konzentrieren, auf die die Unternehmung oder Organisation den meisten Einfluss hat oder die am meisten ins Gewicht fallen. Dabei spielt die Relevanz für das Kerngeschäft, das Ausmaß und der Abgleich mit Standards eine Rolle.

Der Nachhaltigkeitsbericht sollte eine Zusammenfassung aller Aktivitäten und Ergebnisse des Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit enthalten. Darüber hinaus müssen Leitlinien für zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten hinsichtlich des Beitrags zu den Nachhaltigkeitszielen der EU wie dem 1,5 Grad-Ziel oder dem Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft formuliert werden und ein konkreter Maßnahmenplan und dessen Umsetzung beschrieben werden.

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Dr. Peter Lender
Über
Dr. Peter Lender
Dr. Peter Lender ist geschäftsführender Gesellschafter der DIGUM GmbH, DIN-ISO-zertifizierter Nachhaltigkeitsmanager und Entwickler des DigitalisierungsAudits sowie von zahlreichen Plattformen und Ökosystemen. Als zertifizierter Sanierungsberater (IFUS-Institut) ist er u.a. Mitbegründer der Geschäftsmodell-Werkstatt, sowie der DigitalisierungsAkademie. Zuvor befasste er sich mit dem Aufbau und der Positionierung von Kunden-Service und User Experience im Rahmen der Transformation von Geschäftsmodellen. Er ist Autor von Fachbüchern und Herausgeber des T4Magazins. In Konstanz hat er hat Volkswirtschaft und in Kiel Agrarökonomie studiert und anschließend als Doktor der Agrarwissenschaften promoviert. Er ist außerdem Diplom Bankbetriebswirt (ADG).
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