Digitalisierung verändert Job-Anforderungen

Digitalisierung verändert Job-Anforderungen

 
12. November 2018

Wie verändert die Digitalisierung Ihr Job-Profil? Welche Auswirkungen werden Künstliche Intelligenz, Agile Arbeitsmethoden, Crossfunktionale Teams und Datenaustausch haben? Hintergründe zu den Veränderungen, Risiken und Chancen.

Die Digitalisierung verändert unsere Lebens- und Arbeitswelt tiefgreifend und nachhaltig. Der Wandel betrifft alle Beschäftigten, unabhängig von der Branche, in der sie tätig sind. Die Veränderungen vollziehen sich abteilungsübergreifend, sodass nicht nur in der IT, sondern auch in Marketing, Sales oder Finanzbuchhaltung zunehmend ein frischer Wind weht.

Laut der 2017 durchgeführten Trendstudie „Digitalisierung: Deutschland endlich auf dem Sprung“ von Tata Consultancy Services (TCS) und Bitkom Research spüren Vertrieb und Marketing die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen am stärksten. 52 Prozent der Befragten sehen im Marketing und Vertrieb sogar einen Paradigmenwechsel. 49 Prozent finden, dass die Kundenbeziehungen durch die Digitalisierung umgekrempelt werden. Die Ursachen liegen in der stärkeren Nutzung von Cloud Computing, Analytics und digitalen Plattformen. Auch Wearables (tragbare Computersysteme), ERP-Systeme in Echtzeit und virtuelle Meeting-Formate gewinnen an Bedeutung. Infolgedessen entwickeln und verändern sich die Anforderungen an die Beschäftigten in allen Unternehmensbereichen.

Fachkräfte im dynamischen IT-Umfeld brauchen heute ganz andere Skills als noch vor wenigen Jahren. Wissen über IT-Sicherheit, Cloud-Technologien, digitales Marketing, Künstliche Intelligenz (KI) oder Machine Learning (ML) wird mittlerweile regelmäßig in den Stellenanzeigen für IT-Fachkräfte abgefragt und rückt in den Fokus der Anforderung bei der Besetzung neuer Stellen. Dabei stehen auch neue Positionen zur Auswahl wie beispielsweise „IT-Security Specialist“, „Data Scientist“ oder „Cloud Architect“.

Agile Arbeit bringt Unternehmen voran

Kürzere Software-Release-Zeiten und ein höherer Beratungsbedarf bei der Umsetzung von IT-Projekten seitens der internen und externen Kunden sind zwei typische Herausforderungen, vor denen Unternehmen im Rahmen der Digitalisierung stehen. Hier braucht es ein Umdenken, da die klassische Produktentwicklung und das herkömmliche Projektmanagement in der neuen Zeit an ihre Grenzen stoßen. Der traditionelle Ablauf, bei dem ein Produkt nach vorab definierten Anforderungen komplett entwickelt und dann getestet wurde, um Fehler zu beheben, hat ausgedient. Stattdessen hat das agile Arbeiten in den Unternehmen Einzug gehalten. Dabei werden Projekte in möglichst kleine Einheiten zerlegt, an deren Umsetzung die Teams bei Bedarf und falls möglich parallel arbeiten. Das Arbeitsmodell zielt darauf ab, Konzepte schnell zu entwickeln und einfach auszuprobieren – und erst dann zu prüfen: Was wurde erreicht? Funktioniert es? Was muss verändert werden? Ursprünglich aus der IT kommend (mit Tools wie Scrum oder Kanban), hat die agile Arbeitsweise mittlerweile auch Bereiche wie Marketing oder Sales erobert.

Damit verändert sich das Setup der Teams in einem IT-Unternehmen: Alle an einem Produkt oder Service beteiligten Fachbereiche sind von Anfang an involviert und in crossfunktionalen Teams organisiert. Entwicklung, Marketing und Vertrieb tauschen sich bereits in der Konzeptionsphase aus und übernehmen gemeinsam die Verantwortung für das Produkt oder den Service. Dadurch lernen die Fachkräfte der verschiedenen Bereiche direkt voneinander und entscheiden gemeinsam, welche Arbeitsschritte in welcher Abfolge sinnvoll sind und wer in welcher Art und Weise zu welchem Zeitpunkt beteiligt wird. Im agilen Arbeiten werden häufig Rollen wie Agile Coach, Scrum Master oder Product Owner eingeführt. Während bei Letzterem die Fäden für ein Produkt zusammenlaufen, unterstützt der Agile Coach das Team oder den Einzelnen beim Adaptieren agiler Arbeitsweisen. Der Scrum Master ist dafür verantwortlich, dass das Team Scrum als Vorgehensmodell zur agilen Softwareentwicklung umsetzt. Welche Rollen letztendlich zum Einsatz kommen, hängt davon ab, was das Team braucht, um das bestmögliche Endergebnis zu erzielen. Mitarbeiter haben so die Möglichkeit, sich je nach Interesse und Rolle gezielt weiterzubilden, und Unternehmen tun gut daran, ihre Mitarbeiter dafür zu motivieren. Schließlich bieten crossfunktionale Teams den Vorteil, sich entsprechend den eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen.

Crossfunktionale Teams erfordern Spezialisierung und Generalisierung

Trotz aller Neuerungen, welche die Digitalisierung im Berufsumfeld mit sich bringt, wird es in der IT weiterhin klassische Berufsfelder wie die Systemadministration und Anwendungsentwicklung geben. Das damit verbundene Spezialwissen bildet im Rahmen von IT-Projekten weiterhin die Basis und ist auch Bestandteil crossfunktionaler Teams. Die Mitarbeiter stehen jedoch der Anforderung gegenüber, sich ein breites Basiswissen mit fachlichem Know-how aus dem Marketing oder Sales anzueignen. Damit wird jeder Einzelne zum Spezialisten in seinem Fachbereich und zum Generalisten mit einem guten Überblick über die angrenzenden Fachgebiete. Die neue Sichtweise führt bei den Beteiligten eines crossfunktionalen Teams zu einem besseren Verständnis für die Möglichkeiten und Herausforderungen rund um ein Produkt. Auch die Zusammenarbeit wird einfacher, wie sich das etwa im DevOps-Bereich zeigt. Hier arbeiten Systemadministratoren und Entwickler mit dem Ziel zusammen, möglichst schnell stabile und hochwertige Software umzusetzen – vom Konzept bis zur Nutzung durch den Anwender oder Kunden.

Zusätzlich werden weiche Faktoren wie die Sozial- und Kommunikationskompetenz für alle Fachkräfte – unabhängig von ihrem Know-how – wichtiger. Wenn beispielsweise in einem IT-Unternehmen Systemadministratoren auch an Kundenterminen teilnehmen, brauchen sie dafür neben ihrem Fachwissen die Fähigkeit, ihre Position zu artikulieren, zu vertreten und gegebenenfalls zu verteidigen. Gefragt sind auch Freundlichkeit und Empathie im Umgang mit Kunden sowie dem eigenen Team. Für manche IT-Fachkraft, die ausschließlich Bildschirmarbeit gewohnt war, kommt dies einem Verlassen der eigenen Komfortzone gleich. Hier sind Unternehmen gefordert, ihre Beschäftigten entsprechend zu unterstützen. Denn diese Kommunikationskompetenz wird mit fortschreitender Digitalisierung zu einer absoluten Grundvoraussetzung, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Die erfolgreiche Fachkraft der Zukunft ist also Teamplayer und Querdenker zugleich. Diese Eigenschaften sind auch in dem sich gerade rasant entwickelnden Bereich der Künstlichen Intelligenz gefragt.

Künstliche Intelligenz eröffnet neue Arbeitsbereiche

Neben neuen Arbeitsweisen entwickeln sich aktuell komplett neue Tätigkeitsbereiche für IT-Fachkräfte sowie für Beschäftigte im Bereich Marketing und Sales. Besonders im KI-Bereich bieten die vorhandenen gigantischen Datenmengen für Unternehmen ungeahnte Möglichkeiten, um Arbeitsprozesse zu analysieren und zu automatisieren. Künstliche Intelligenz und Machine Learning erfahren einen Boom und bieten hoch spannende Tätigkeitsfelder für Data Scientists. Das sind meist Hochschulabsolventen mit Informatik-oder Mathematikabschlüssen, die sich darauf spezialisiert haben, aus bestehenden Datenmengen nachhaltige Erkenntnisse zu gewinnen. Auch entsprechend ausgebildete Fachkräfte aus Marketing oder Sales können mit den richtigen Tools Daten analysieren. Wichtig ist final, was in den crossfunktionalen Teams gebraucht wird, damit alle an einem Strang ziehen.

Data Scientists unterstützen Fachabteilungen wie Marketing, Sales, Kundenbetreuung oder die Finanzbuchhaltung, indem sie die Effizienz von Arbeitsabläufen messbar machen und diese anhand der Ergebnisse optimieren oder automatisieren. Beispiele sind das Handling von Kundenanfragen, die Vorhersage von Serverausfällen, die Analyse und Optimierung von Marketingmaßnahmen oder die automatische Datenextraktion aus Rechnungen. Unternehmen profitieren von den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz, da sie damit ihre Kapazitäten für Innovationen und zukunftsorientierte Ideen um ein Vielfaches erhöhen. Dafür ist es wichtig, dass sich die Teams untereinander austauschen.

Unternehmensweiter Austausch ist das „A und O“

Unternehmen nutzen Digitalisierungsvorteile optimal, wenn sie ihre Beschäftigten in die Veränderungen einbeziehen und den Austausch von Erfahrung und Informationen fördern. Auf dem Markt gibt es zahlreiche Werkzeuge für Unternehmen, um ihre Mitarbeiter mit den entsprechenden technischen Möglichkeiten zu versorgen. Neben den modernen Tools bildet eine kollaborative Infrastruktur (zum Beispiel ein Intranet auf Wiki-Basis) die Grundlage, um die Kommunikation untereinander erfolgreich umzusetzen und weiterzuentwickeln.

Im Zusammenhang mit dem verstärkten Datenaustausch steigt die Bedeutung von Themen wie Datenschutz oder Compliance. Unternehmen und Beschäftigte müssen wissen, was in Bezug auf die zahlreich erhobenen, freiwillig zur Verfügung gestellten und verbreiteten Daten relevant ist: Worauf ist zu achten? Was hat welche Konsequenzen? Diese Kenntnisse sind Voraussetzung für einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit Informationen. Deshalb empfiehlt es sich für Unternehmen, ihre Angestellten im Rahmen von Weiter- und Fortbildungsangeboten mit den wesentlichen Aspekten vertraut zu machen.

Fazit: Der Blick über den Tellerrand zählt

Die Digitalisierung verändert die Unternehmen in jedem einzelnen Bereich. Von dem Wandel sind sowohl die Arbeitswelt als auch die Anforderungen an die Beschäftigten betroffen. Für jede Fachkraft gewinnt die persönliche Bereitschaft sich weiterzuentwickeln an Bedeutung. Zusätzlich zum Fach- und Spezialwissen sind ein breit aufgestelltes Basis-Know-how sowie Sozial- und Kommunikationskompetenz gefragt. Mit diesen Skills sind Beschäftigte optimal vorbereitet, auch in Zukunft am sich wandelnden Arbeitsmarkt bestehen zu können.

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Kiki Radicke
Über
Kiki Radicke
Kiki Radicke leitet bei der ADACOR Hosting GmbH die beiden Bereiche Marketing und Recruiting. Darüber hinaus ist sie Geschäftsfürerin des gemeinnützigen Vereins „Medienmonster“, der den keativen und sozialen Umgang von Kindern mit neuen Medien fördert.
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