Digitalisierung? Nun mal ganz langsam von vorne… (1/10)

Digitalisierung? Nun mal ganz langsam von vorne… (1/10)

 
22. Januar 2018

Wer mitreden und mitgestalten will, muss erstmal wissen worüber wir im Zusammenhang mit der Digitalisierung überhaupt sprechen und was „Mann oder Frau“ darunter versteht.

Es ist sinnlos zu diskutieren und überzeugen zu wollen, wenn keine Begriffsklarheit besteht. Vor 100 Jahren waren es – heute selbstverständliche – Begriffe der Elektrifizierung, die langsam in den Sprachgebrauch übergingen: Fö(h)n, Staubsauger, Wechselschalter, Mixer, Kühlschrank, …. Heute, mit der aufkommenden Digitalisierung haben sich viele neue Begriffe in unseren Sprachgebrauch integriert, die häufig von jedem ein wenig anders verstanden werden.

Top Key-Words der Digitalisierung von A bis Z

Nachfolgend wollen wir aus den Top 100 Begriffen zur Digitalisierung die ersten 10 notwendigen Begriffe erläutern, um ein gemeinsames Verständnis und eine Basis für eine Gestaltung einer zunehmend digitalisierten Umwelt zu schaffen.

1. Absprungrate (Bounce Rate)

Mit der Absprungrate (Bounce Rate) wird der prozentualen Anteil von Besuchern einer Webseite beschrieben, die nach einem einzelnen Seitenaufruf die Seite wieder verlassen, ohne eine weitere Unterseite der jeweiligen Domain aufzurufen.

Zur Berechnung wird die Anzahl der Besuche einer Webseite mit nur einem Seitenaufruf durch alle Besuche auf der Seite dividiert. Eine Absprungrate von 60-65 Prozent darf als durchschnittlicher Wert in der Praxis angenommen werden. Er bedeutet, dass 60 bis 65 Prozent aller Besucher der Webseite diese nach einer bestimmten Verweildauer (ohne weiteren Unterseitenaufruf) bereits wieder verlassen haben.

Die Absprungrate kann als Qualitätsindikator angesehen werden: Je höher die Rate, desto irrelevanter bewerten die Besucher der Webseite diese. Abhilfe schaffen können reduzierte eingebundene Werbung, schnellere Ladezeiten, ein ansprechendes Design, eine intuitive Navigation und vor allem relevante Inhalte.

2. Akzelerator oder auch Accelerator

Der Begriff des Akzelerators (Beschleuniger) beschreibt eine Institution, die Startups in einem bestimmten Zeitraum durch Coaching und unterstützende Maßnahmen zu einer schnelleren Entwicklung und Marktreife verhilft.

Die Aktivitäten eines Akzelerators ähneln eines Inkubators, jedoch ist eine synonyme Verwendung irreführend. Akzeleratoren agieren im Rahmen einem zeitlich und räumlich abgeschlossenen Raum für Startups, denen sie sowohl mit Wissen als auch mit Ressourcen Unterstützung anbieten.

Die Unterstützung der „Beschleuniger“ innerhalb solcher Programme kann von der Bereitstellung von Arbeitsplätzen, strategischer und technischer Unterstützung bis hin zur Vermittlung von Netzwerken und vielseitigem Coaching in allen wichtigen Bereichen reichen. Im Ergebnis und am Ende stehen zumeist die Vorstellungstage, in denen die Teams ihr Unternehmen beziehungsweise ihr Produkt oder Dienstleistung vor Investoren präsentieren können.

Im Gegenzug für das Coaching und die Unterstützung erhalten die „Beschleuniger“ teilweise z.B. einen Anteil an dem sich gründenden Unternehmen.

3. Ad Impression

Die Impression einer Anzeige (Ad Impression) definiert, wie oft eine geschaltete Anzeige von Nutzern angesehen wird. Die Kennzahl „Ad Impression“ wird als Messgröße im Bereich Online-Marketing verwendet, und stellt die Basis zur Errechnung des Tausender-Kontakt-Preises (TKP). Dabei vergütet das werbende Unternehmen an das Unternehmen, welches die Plattform stellt, eine Gebühr pro 1000 Personen, die die geschaltete Anzeige gesehen haben. Zudem wird diese Messgröße verwendet, um zu analysieren und zu messen wie effektiv Anzeigen gestaltet und wie effektiv sie geschaltet wurden.

Der Unterschied zwischen der Ad Impression und der Page Impression ist, dass bei mehrmaligem Aufruf einer Seite über ein und denselben Nutzer, auch unterschiedliche Anzeigen angezeigt werden, sodass Page Impression und Ad Impression voneinander abweichen.

4. AdWords

AdWords beschreibt das Online-Werbeprogramm des Suchmaschinenbetreibers Google. Mittels AdWords können Anzeigen via Google entweder auf der Ergebnisseite einer Google-Suche oder auch auf einer der zahlreichen Websites aus dem Google-Netzwerk geschaltet werden. AdWords-Anzeigen werden auf der Ergebnis-Liste von Google durch den Hinweis „Anzeige“ von nicht-kommerziellen Suchergebnissen abgegrenzt.

Google verkauft das Programm mittels eines Internet-Tools. Die Funktionsweise basiert auf Schlüsselwörtern oder Keywords. User oder Unternehmen, die Werbung betreiben, müssen zur Nutzung Wörter oder Wortgruppen, auswählen, die mit der Anzeige verbunden werden sollen. Google-Benutzer, die nach diesen oder ähnlichen Wörtern oder Wortgruppen suchen, erhalten die Anzeige des Users oder des Unternehmens auf der Trefferliste angezeigt.

Unternehmen, die AdWords-Anzeige schalten, können zusätzlichen Unter-Seiten auf denen die Werbung geschaltet werden soll, definieren, indem bestimmte Platzierungen ausgewählt und darauf Gebote festlegt werden. Diese AdWords-Anzeigen sind kostenpflichtig und berechnen sich, indem der Inserent einen Maximalpreis bietet, den er bereit ist für einen Klick zu bezahlen. Je höher der gebotene Preis und je höher der Qualitätsfaktor, gemessen unter anderem an der Klickrate des Keywords, der Relevanz des Anzeigentextes, der historischen Leistung des Keywords, desto besser ist auch die Anzeige-Position unter den Textanzeigen.

5. Adclick-Rate

Die Adclick-Rate bringt zum Ausdruck, wie viele Nutzer die Online-Werbung tatsächlich angeklickt haben, um so die Effizienz der Online-Werbung zu messen. Sie gibt an, wie viel Prozent der jeweiligen Nutzer die Online-Werbung nicht nur gesehen sondern diese auch angeklickt haben. Berechnet wird sie aus der Anzahl der Klicks dividiert durch die Anzahl der Einblendungen multipliziert mal 100. Verwandte Begriffe mit identischer Aussage sind die Klickrate oder Click through rate.

6. Agilität

Dieser allgemeine Begriff ist in den 90er Jahren ursprünglich in der IT entstanden. Im Laufe der Jahre wurde deutlich, dass Agilität sich nicht nur auf die IT beschränken lässt, sondern auch in Bezug auf den Mindset des Managements, Methoden, Werten, Prinzipien und Arbeitsmethoden ganzheitlich für ein Unternehmen im Wettbewerb gedacht und angewendet werden muss, wenn entsprechende Ergebnisse in wettbewerbsorientierten Märkten erzielt werden sollen.

Agilität ist den letzten Jahrzehnten zum zentralen Wettbewerbsfaktor geworden. Nur wer nah an seiner angestrebten Zielgruppe ist, kann entsprechende Dienstleistungen und Produkte entwickeln und auf Trends und verändertes Nachfrageverhalten entsprechend schnell reagieren. Es gibt vielfältige Methoden für agiles Arbeiten. Die wesentlichen sind Scrum, Design-Thinking und Kanban, die im späteren Teil der Artikelserie und den entsprechenden Buchstaben erläutert werden.

7. Agile Softwareentwicklung

Mittels agiler Softwareentwicklung wird eine Entwicklungsmethode die schneller auf veränderte Anforderungen reagiert, definiert. Die agilen Entwicklungen werden im Gegensatz zur Wasserfallmethode in vielen kleinen und abgeschlossenen Zyklen und mittels einer intensiveren und laufenden Abstimmung zwischen den Entwicklern organisiert.

Bei der sogenannten Scrum-Technik werden nur Ziele und Anforderungen definiert. Anschließend hat das gesamte Team die Aufgabe diese Anforderung mit allen Kompetenzen gemeinsam mit Hilfe von Iterationen zu lösen. in einem definierten Zeitraum werden fertige lauf- und testfähige Teile des Programms bewertet und ggf. freigegeben. Anschließend werden weitere neue Anforderungen ergänzt, geändert oder entfernt. Das führt über die gesamte Projektdauer zu einer größeren Transparenz, Flexibilität und Freiraum für Kreativität bei gleichzeitiger Dokumentation und Testmanagement.

Das folgende Video vermittelt einen kurzen Einblick ins Thema Agile Softwareentwicklung:

8. Alexa

Alexa ist ein digitaler Sprachassistent, der mittlerweile in zahlreichen Amazon-Geräten (Echo) eingebaut ist und auf definierte Sprachbefehle reagiert. Alternative aktuell verfügbare Angebote on anderen Herstellern heißen Apple Siri, Microsoft Cortana, Google Assistent oder Samsung Bixby.

Bei allen gemeinsam handelt es sich um eine Software, die Spracherkennung und ‑analyse, die Suche von Informationen oder das Abarbeiten einfacher Aufgaben und dann die Synthese von authentischen-sprachigen Antworten verbindet. Zielsetzung aller Geräte ist eine intuitive Schnittstelle zwischen Computer und Menschen. Fachleute sehen in den Sprach-Funktionen das Potential für den Ersatz von Maus, Track- oder Pad-Steuerung, die im Gegensatz zur Sprachsteuerung, feinmotorische Fähigkeiten voraussetzen.

9. App

App ist die Abkürzung des englischen Begriffs Applikation, also eine Anwendungssoftware, die ein ausführbares Programm und eine definierte Funktion erfüllt, aber nicht relevant für das Funktionieren eines ganzen Systems ist. Apps erweitern den Funktionsumfang von Geräten und können z.B. in einem App-Store geladen werden.

10. Augmented Reality

Augmented Reality bedeutet weit mehr als eine moderne Brille, die bisher überwiegend mittels Computerspielen bekannt geworden sind. Dabei steht das neue Erlebnis eines Eintauchens in Themenwelten mit zusätzlichen visuellen und akustischen Informationen mittels 3D-Simulation im Vordergrund. Produkte, Räume und z.B. Immobilien lassen sich räumlich getrennt erlebbar und virtuell visuell vorstellbar machen.

Zusätzlich zur Virtual-Reality stellt die Augmented Reality eine weitere Schicht oder Ebene von Zusatzinformationen, die eingeblendet werden dar. Verbunden mit einem Datenhandschuh lassen sich damit virtuell dargestellte Gegenstände virtuell bewegen und an fassbar machen.

Das Potential wird aktuell vor allem für Installation-, Wartungsarbeiten und Bedienungsanleitungen erschlossen. Das zukünftige Marktpotential lässt sich aktuell nur näherungsweise beziffern. Der Technik wird eine ähnlich disruptive Wirkung zugetraut, wie einem Smartphone im Vergleich zur Telefonzelle.

Forsetzung folgt…

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Stefan Diehm
Über
Stefan Diehm
Stefan Diehm ist Abteilungsleiter Geschäftspolitik und Beratung beim Genossenschaftsverband, Verband der Regionen e.V.. Nach Banklehre und Studium befasst er sich seit über 20 Jahren mit der Umsetzung von Strategien bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen.
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