Der aktuelle Covid-19 Lockdown stellt viele Rahmenbedingungen in Frage. Es ist bereits jetzt erkennbar, dass rein analoge und stationäre Geschäftsmodelle keine Zukunftsfähigkeit besitzen. Die Marktspielregeln ändern sich quer durch alle Branchen.
Um eine Lösung für die derzeitigen Herausforderungen zu finden, ist es ratsam zunächst die richtigen Fragen zu stellen. Einige werden im folgenden erörtert.
Es ist erkennbar, dass der derzeitige Lockdown die seit langem schwelenden Strukturprobleme von Branchen und ganzen Volkswirtschaften ungeschönt zum Vorschein kommen lässt. In vielen Branchen schwelt seit langem eine Strategiekrise. Vor Covid-19 ließ sich einiges noch kaschieren, doch durch sinkende Renditen und angespannte Liquiditätslagen werden die strategischen Versäumnisse nun deutlich.
Notwendige Strukturveränderungen wurden durch die Überversorgung durch die Zentralbanken mit „billigem Geld“ verdeckt und sogar stellenweise verhindert
Als Beispiele seien genannt: Der Einzelhandel mit stationären Kaufhausketten, die Produktion von Bekleidung unter menschenunwürdigen Bedingen mit bis zu acht saisonalen Warenlieferungen, die Automobilindustrie mit fossiler Antriebstechnik, die Tourismusbranche mit immer exotischeren Urlaubszielen und größeren Kreuzfahrtschiffen für den Massentourismus oder die Baubranche, die durch „billiges Geld“ seit über 10 Jahren eine Sonderkonjunktur erlebt und trotzdem am langfristigen und nachhaltigem Bedarf vorbei plant.
All diese Branchen sind früh-, mittel-, oder langfristig oder auch jetzt auf einen Schlag von dem Lockdown betroffen.
Nun ist es eine alte Krisenweisheit, dass Unternehmenskrisen aus drei Phasen bestehen:
Es ist erkennbar, dass sich die derzeitige Krise zuerst noch in der angespannten Liquidität widerspiegelt; gleichwohl liegen die Ursachen tiefer. Die derzeitigen staatlichen Kreditprogramme (“Bazooka“) sind vergleichbar mit dem Bemühen, einen antiquierten und liegengebliebenem PKW mit Motorschaden zum Laufen zu bringen.
Den Tank auf Staatskosten zu füllen kann hier zwar helfen, löst aber das eigentliche Problem nicht. Wenn der Fahrer zudem keinen Führerschein hat und den PKW nicht richtig steuern kann, dann helfen auch ein voller Tank auf Staatskosten und ein von den Kreditgebern reparierter Motor nicht weiter, das Ziel zu erreichen.
Und Covid-19 ist wahrlich nicht das einzige Problem, was aktuell zu lösen ist:
„The day after tomorrow?“ – wie werden diese Tage aussehen? Die derzeitige Krise hat sich bereits tief in das kollektive Gedächtnis von Generationen weltweit „eingebrannt“. Bereits heute sind auf Basis von Expertenmeinungen und Meinungsforschern erste Trends für die Post-Covid-19-Phase erkennbar.
„The day after Covid-19?“ -wie werden diese Tage aussehen? Bereits heute sind auf Basis von Expertenmeinungen und Meinungsforschern erste Trends für die Post-Covid-19-Phase erkennbar.
Wir werden zukünftig von 3 Phasen sprechen:
Zudem ist bereits heute erkennbar, dass viele Entwicklungen und Entscheidungen, die in der aktuellen Krise schnell und ohne große Strategie umgesetzt werden mussten, hilfreich und nützlich sind.
Das Homeoffice wird bleiben, denn es lässt sich von zu Hause effektiv arbeiten und führen.
Leben und arbeiten im ländlichen Raum wird organisierbarer und lebenswerter durch eine stabilere Netzabdeckung.
Gleichberechtigung der Geschlechter wird zunehmen, denn wenn alle von zu Hause arbeiten, wird die Kombination „Kindern und Karriere“ sehr viel beherrschbarer und deutlich normaler; für Frauen und für Männer.
Raumnutzung und Gebäudemanagement müssen überdacht werden, denn wozu brauchen wir noch Bürotürme und massive Unternehmenssitze wenn viele von zu Hause arbeiten?
Geschäftsreisen werden weniger, da Videokonferenzen boomen und allmählich ist auch der letzte Skeptiker überzeugt.
Firmenwagen werden weniger bzw. abgeschafft, denn die Millenials achten heute bewusst auf den eigenen CO2-Fußabdruck und auf den ihres Arbeitgebers.
Die Digitalisierung legt weiter an Tempo zu und der stationäre, analoge Handel wird sich weiter verändern. Das Sterben der Niederlassungen oder Filialen wird alle Branchen treffen; Schlüsseltechnologien wie z.B. 3D-Druck werden massenfähig.
Digitale Kompetenz wird zum Basiswissen; wie Schreiben, Lesen, Rechnen.
Die Innenstädte verändern sich, Bürotürme werden zu Wohnraum umgewidmet, der Individualverkehr nimmt ab. Parkplätze können zu Grünflächen und Spielplätzen umgestaltet werden.
Das verfügbare Einkommen wird im Durchschnitt geringer, denn die Nachfrage nach elementaren Basisprodukten wird konstant bleiben bzw. zunehmen. Die Nachfrage nach „Spezialitäten“ und Luxus- und Nischenprodukten wird in der Summe abnehmen, jedoch als Nischenmarkt erhalten bleiben. Die Nachfrage nach Ratenkrediten wird rückläufig sein; die Ausfallraten bei privaten Haushalten werden steigen. Insgesamt sinken die Sparfähigkeit und damit auch die Investitionsneigung der privaten Haushalte.
Die öffentlichen Mittel werden knapper, denn die Möglichkeiten für Steuererhöhungen sind eng begrenzt, will man die Wirtschaft nicht gänzlich abwürgen. Die öffentliche Hand wird allen Beteuerungen zum Trotz die Nachfrage deutlich herunterfahren. Das werden insbesondere kleinere Kultureinrichtungen und auch die Baubranche mittel- und langfristig spüren.
Geschäftsmodelle für die „Nach-Corona-Phase“ müssen die geänderten Rahmenbedingungen und neuen Marktspielregeln berücksichtigen. Manager dürfen beweisen, ob Sie auch unter den geänderten Rahmenbedingungen „ihr bisheriges“ Geschäftsmodell anpassen können oder besser neu aufsetzen. Die Grundausbildung zukünftiger Manager Generationen wird auf zwei Säulen basieren: betriebswirtschaftliches Verständnis sowie digitales Verständnis.
Wer ein zukünftiges Geschäftsmodell entwickeln möchte, bzw. wissen will ob sein Modell zukunftsfähig ist, sollte folgende Fragen berücksichtigen:
Wer wird diese Anforderungen erfüllen? Auch da hilft eine alte Krisenweisheit: Diejenigen Unternehmen werden überleben, die konsequent und am schnellsten die Veränderungen umsetzen! Glauben Sie nicht?
Fragen Sie doch mal ehemalige Manager von Katalogversand-Händlern, Kaufhäusern, Reisebüros, Autohändler, Hoteliers…
Dr. Peter Lender
Dr. Peter Lender ist Koautor des Beitrags. Er ist mit über 25 Jahren Erfahrung Experte für B2B-Vertrieb, Kundenservice und Umsetzung von Digitalisierungsstrategien.